Weibliche Pottwale sind im Atlantik und im Indischen Ozean relativ standorttreu, im Pazifik hingegen nicht
Bereits seit einiger Zeit ist bekannt, dass weiblich Pottwale im Pazifik wesentlich mobiler sind als im Atlantik. Eine neue weltweite Studie hat nun gezeigt, dass das ausgeprägte Wanderverhalten der Pottwale im Pazifik weltweit einzigartig ist. Mögliche Gründe für dieses Verhalten sind das Fehlen geographischer Grenzen oder lokalisierter Nahrungsvorkommen im Pazifik, die Folgen der Ausbildung kultureller („Gesangs“)-gruppen oder einer intensiven Walfangaktivität im Pazifik.
Weibliche Pottwale leben in sozialen Verbänden und pflanzen sich vor allem innerhalb dieser Verbände fort. Die meisten männlichen Pottwale hingegen sind Einzelgänger und weltweit unterwegs. Wegen dieser männlichen Promiskuität zeigen die meisten Pottwalgene ein großes Maß weltweiter Ähnlichkeit. Mitochondriale DNA erlaubt es allerdings, das Ausmaß der weiblichen Wanderungsbewegungen zu untersuchen. Sie wird nämlich ausschließlich von weiblichen Pottwalen an die Nachkommen weitergegeben. Wissenschaftler der Universitäten Oregon, Kansas und Auckland untersuchten deswegen mitochondriale und nicht-mitochondriale Sequenzen von 1633 Pottwalproben. Die Proben waren entweder mittels Pfeil-Biopsie oder von toten Tieren gewonnen worden.
Wegen der insgesamt geringen Diversität selbst mitochondrialer Sequenzen haben sich die Pottwale wohl erst vor relativ kurzer Zeit (höchstens 80 000 Jahre) weltweit ausgebreitet. Interessanterweise hat sich auch Hauptbeute der Pottwale (der Riesenkalmar) erst vor kurzer Zeit weltweit ausgebreitet. Die mitochondrialen Sequenzen ließen sich im Indischen Ozean und im Atlantik gut lokalen Gruppen zuordnen. Im Pazifik hingegen leben die weiblichen Pottwale offenbar nicht in regional begrenzten Gebieten. Wodurch unterscheiden sich Atlantik und Indischer Ozean einerseits und der Pazifik andererseits? Mögliche geographische Faktoren sind das Fehlen abgegrenzter Bereiche (wie des Mittelmeers oder des Golfs von Mexiko) oder das Fehlen eines lokalierten Nahrungsangebots (wie zum Beispiel vor Sri Lanka). Auch die Ausbildung akustischer Clans mit Unterschieden im Gesangsrepertoire könnte für das Wanderverhalten wichtig sein. Weitere mögliche Gründen für die intensiven Wanderungsbewegungen im Pazifik sind eine recht späte Einwanderung der Pottwale in diesen Ozean oder die Folgen der intensiven Walfangaktivität im Pazifik.
Quelle: Molecular Ecology 25, 2754 ff.